Die Geschichte des RGF

Die Gründungsidee

Anfangsschwierigkeiten

Die Vereinsgründung und ihre Gründungsmitglieder

Die Gründungsidee

Man schrieb das Jahr 1958. Am Gymnasium Lehrte ist Elternsprechtag. Studienrat Erich Schlicht ist Klassenlehrer einer 8. Klasse. Frau Lange (Zementfabrik Teutonia), Mutter eines hochgewachsenen Sohnes, macht sich große Sorgen um ihr Kind. Es ist intelligent, aber kraftlos und kontaktarm. Schlicht erinnert sich, dass es ihm im gleichen Alter genauso ging. Der Hausarzt, um Rat gefragt, riet dem Vater: "Stecken Sie den Jungen in einen Ruderverein, ob er will oder nicht. Im Zweier oder im Vierer, also im kleinen Kreis, wird er sich an seine Kameraden gewöhnen. Im Takt der Ruderschläge wird das Gefühl für Gemeinsamkeit geweckt. Wenn er da im Vierer nicht ordentlich mitzieht, hängt das Boot nach seiner Seite schief. Die Verdrehung des Rückgrades tut allen weh und sicher wird ihm der Hintermann eins zwischen die Schulterblätter hauen. Diese harte Ermahnung ist natürlich nicht jedermanns Sache, aber so ein Schlag macht den Jugendlichen darauf aufmerksam, daß er nicht allein ist. Und mit der Zeit ist er glücklich, zu den anderen zu gehören. Das Isolationsproblem ist damit gelöst und ganz nebenbei wachsen Knochen und Muskeln."

Da sich diese Methode einst bei dem jugendlichen Schlicht als wirksam erwiesen hatte, rät dieser der besorgten Mutter Lange also, ihren Sohn ebenfalls in einen Ruderverein zu schicken. Sie meint, der Gedanke ist tadellos, trotzdem ist es nicht möglich. Das unbeholfene Kind muß nach Hannover fahren, dort bis zum Maschsee oder zur Ihme laufen - dabei kommt nichts Gutes heraus. "Aber wissen Sie was?" so sagt sie zu Schlicht: "Wir haben doch in der Nähe den Mittellandkanal. Gründen Sie einen Ruderverein! Wenn Sie Zement brauchen, rufen Sie uns an." Alsbald entschloß sich Schlicht, einer echten Unterstützung gewiß, die Möglichkeit ernsthaft zu prüfen.

Anfangsschwierigkeiten

Wochenlang fuhr Erich Schlicht in der nächsten Zeit mit dem Fahrrad am Mittellandkanal zwischen Rethmar und Anderten auf und ab, immer auf der Suche nach einem geeigneten Gelände. Wo bot sich die Möglichkeit, dicht am Kanal eine ungenutzte Scheune anzumieten? Wo konnte man einen Steg bauen? Gab es feste Wege, die zum Bootshaus führten, das dann entstehen konnte?
Eines Tages trank Erich Schlicht im "Gasthaus Zum Weißen Roß" ein Bier und traf den Vater eines Schülers. Man kam ins Gespräch und Schlicht erzählte von seinen Mißerfolgen. Der Gesprächspartner entgegnete darauf: "Da steht doch direkt neben dem Mischdüngerschuppen das Haus des ehemaligen Marinevereins. Da hat sich doch nach dem Kriege so ein "Ganove" eingenistet, der zum Ärger des Wasser- und Schiffahrtsamtes und der Kali Chemie (das Grundstück gehörte beiden ja etwa zur Hälfte) einen schwunghaften Handel mit Schnaps und Bier betreibt. Dieser findige "Nachkriegs-Schnell-Geld-macher" wird außerdem noch mit einem sehr zweifelhaften Gewerbe in Zusammenhang gebracht."
Schlicht ließ sich den Weg zu dem genannten Haus am Kanal schildern und fuhr sofort dorthin, um es persönlich in Augenschein zu nehmen. Die Lage bot sich auf Anhieb als geeignet an.- Allerdings fehlte ein Steg; es gab keine Lichtleitung, auch Wasser zum Trinken und Waschen war nicht vorhanden.
Es folgten nun wochenlange Verhandlungen mit dem Wasser- und Schiffahrtsamt und der Kali Chemie. Man war überall sofort für die zu planende Sache und versprach jede nur mögliche Unterstützung. Mit List und Tücke wurde der illegale Hausbesetzer von den Grundstückseigentümern aus dem Haus vertrieben. Zurück blieb ein verfallenes Marineheim, daneben ein kleiner Schuppen.
Aus Fairneßgründen wurde die Marinekameradschaft angesprochen, die nach dem Krieg wieder erstand. Sie hatte bis 1958 offenbar nicht an das Heim in Sehnde gedacht. Leiter der Marinekameradschaft war zu der Zeit der ehemalige U-Boot-Kapitän Ben Bortfeld. Natürlich wollten die Mariner am liebsten gleich allein dort einziehen. Aber die Tatsache, dass Schlicht das Haus ja "frei" bekommen hatte, überzeugte sie, dass sie mit einer Hälfte zufrieden sein mussten. Für die andere Hälfte begann Schlicht nun mit konkreten Planungen für die Unterbringung eines Rudervereins. Er errechnete, dass man dort 2 Boote, etwa 12 m lang, aufbewahren könnte. Von da ab sprach er mit hunderten von Menschen, wie lang ein Vierer sei, was er koste, wie man ihn lagere usw. usw. Jedenfalls wußten nun immer mehr Menschen von der Planung eines Rudervereins. Als es feststand, daß ein Vierer bei der Firma Kalisch in Mölln komplett etwa 4000,- DM kosten würde, begann Schlicht in der Schule, in Lehrter Lokalen, in Geschäften, bei Freunden und an vielen anderen Stellen Geld zu sammeln. buchstäblich mit dem Hut. Und er bekam das Geld zusammen.
Nun war es so weit. Die Voraussetzungen, für die Gründung eines Rudervereins waren gegeben. Aber wie macht man so etwas? Schlicht gehörte zum Sonnabendstammtisch Lehrter Geschäftsleute und einiger einflußreicher Bürger.Bei einer günstigen Gelegenheit trug Schlicht ihnen sein Vorhaben vor, er wisse nur nicht, wie man so etwas anfangen solle.
Alle fanden die Idee tadellos, meinten jedoch, daß so etwas bei der großen Anzahl schon bestehender Vereine ein fast aussichtsloses Unternehmen sei.
Daraufhin erkundigte sich Schlicht bei Herrn Schulze, der ein führender Mann im Tennis-Club Lehrte war, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, einen Ruderverein als Sparte in den Tennisclub, einzugliedern. Dieses lehnte Herr Schulze jedoch als unmöglich ab, da der Tennis-Club in Lehrte gerade selbst erst in der Entwicklung stehe und das Wasser, nämlich der Kanal, außerdem in 7 km Entfernung zu weit vom eigentlichen Verein weg sei. Er war jedoch bereit, bei der Gründung eines selbständigen Rudervereins zu helfen, indem er ein Satzungsmodell ausarbeitete. Die Geschäftsleute fanden diesen Weg gut und forderten Schlicht auf, an die Arbeit zu gehen; sie wurden sich mit Spenden schon an der Unternehmung beteiligen.
Nun hieß es, eine Reihe von Männern zu finden, die befähigt und bereit waren, einen Verein zu gründen.

Die Gründungsmitglieder und der Gründungsakt

Und Erich Schlicht fand sie, die Gründungsmitglieder:

Erich Schlicht (Studienrat am Gymnasium in Lehrte)
Kurt Hänsel (Sparkassenangestellter, Lehrte)
Karl Schulze (Direktor der Kreissparkasse)
Albert Rauchfuß (Lehrlingsaus../../bilder bei der Kali Chemie, Sehnde)
Erwin Suhr (Verein ehemaliger Realschüler)
Karl Behre (Schatzmeister des Kreissportbundes)
Jürgen Bunte (Angestellter des Werkes Wintershall)
Walter Rasche


Am 17. Februar 1959 fand abends im Ratskeller in Lehrte die Gründungsversammlung statt. Allen Gründern war es klar, daß ein Ruderverein "Gymnasium Lehrte" keine große Aussicht haben könnte, sich in Sehnde zu etablieren. Im Landkreis Burgdorf gab es jedoch bis heute nur eine Möglichkeit, Rudersport zu treiben, nämlich auf dem Mittellandkanal. Um die Breite eines in der Entstehung befindlichen Vereins nicht durch einen Ortsnamen oder ähnliche Einschränkungen einzuengen, wurde beschlossen, den Jugendlichen aller Gemeinden des "Großen Freien" - einem historischen Zusammenschluß von mehreren Bauernschaften der näheren Umgebung - den Rudersport anzubieten.
So wurde der "Ruderverein für das Große Freie e.V." gegründet. Bei der Wahl des ersten Vorstandes übernahm Jürgen Bunte das Amt des 1. Vorsitzenden, das er aber schon bald danach an Albert Rauchfuß abgab. Schriftführer wurde Kurt Hänsel, dem auch die Kassenführung mit übertragen wurde, so daß er für den "geschäftlichen" Teil des Rudervereins verantwortlich zeichnete. Sportwart wurde als "gelernter" Ruderer Erich Schlicht, der danach für den sportlichen Teil des Vereins zuständig war (Trainings-, Jugend-, Bootswart).


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